Höhentrainingslager in den Anden

Nach meinem wunderschönen Trip auf die Galápagos-Inseln, bin ich anschließend nach Cuenca gefahren. Cuenca ist eine sehr schöne koloniale Stadt im Süden Ecuadors. Hier traf ich überraschender Weise auf meine Freunde aus Manchester mit denen ich die Stadt erkundete.


Von hier aus wollte ich mich die letzten Tage meines Ecuadoraufenthalt in Richtung Norden aufmachen, da ich Anfang August von Quito aus nach Mexiko City fliegen wollte. Eigentlich wollte ich direkt nach San Francisco fliegen, hatte mich aber spontan umentschieden, einen kurzen Zwischenstopp in México zu machen, um mit einem Freund den höchsten Berg México’s – den Pico de Orizaba -zu besteigen. Da man so einen 5638m hohen Vulkan nicht einfach so besteigt, sondern zumindest akklimatisiert sein sollte, dachte ich mir, dass es sicher nicht verkehrt ist, ein paar Wanderungen in angemessener Höhe zu machen.

Eine diese Wanderung startete von Cuenca aus in den Nationalpark Cajas. Der Cajas Nationalpark liegt zwischen 3800m und 4600m und ist in einem Tagesausflug von Cuenca aus möglich. Vom Hostel aus ging es mit einer Truppe von 5-6 anderen Wanderlustigen mit dem Bus etwas über eine Stunde eine Passstraße folgend den Berg hoch, um dann am Straßenrand rausgelassen zu werden.


Im Nationalparkeingang angemeldet, ging es dann knapp sechs Stunden über Stock und Stein durch die Berge und vorbei an wunderschönen Klassen Bergesseen. Bei über 4000m ist die Vegetation schon eingeschränkter jedoch entdeckten wir in einem Eukalyptushain so gar eine Eule. Zurück ging es per Busanhalten auf der Bundesstraße.


Bei der Wanderung lernte ich auch einen sehr netten Spanier aus Pamblona kennen, der mir die schlechte Nachricht, die Jule mir bereits übermittelt hatte noch einmal bestätigt. Jule sprach an der Grenze mit einem Migrationsbeamten bezüglich meiner misslichen Stempelsituation. Kurz zur Erinnerung: ich hatte bei der Einreise nach Ecuador keinen Stempel bekommen. Aussage des Beamten am Flughafen in Guayaquil war, dass ich zurück in das Land muss, aus dem ich kam, um einen Ausreisestempel zu erhalten, um dann in Ecuador erneut einzureisen und dabei in der Migracion meinen Einreisestempel zu erhalten. Ohne diesen Einreisestempel würde man mir die Ausreise am Flughafen Quito verweigern. Na toll! Auch ein Telefonat von José mit der Migracion in Quito führte zu keinem besseren Ergebnis. Obwohl Cuenca relativ nah an Peru liegt, wäre auch dies keine Option gewesen, da ich ja zurück ins letzte Land mit Stempel im Pass muss. Das heißt, zurück nach Kolumbien.

Da ich mir die Stimmung davon nicht kaputt machen wollte, ging es von Cuenca aus erstmal nach Riobamba. Das ist circa sechs Stunden nördlicher mit dem Bus und liegt am Fuße des größten Berges Ecuador – dem erloschenen Vulkan Chimborazo mit knapp 6300m. Ganz ersteigen, ginge nur mit Führer und entsprechenderer Akklimatisierung, die ich jedoch noch nicht hatte.

Trotzdem machte ich mit einem Australier auf den Weg, zumindest so hoch wie möglich zu wandern. So fuhren wir mit dem Bus bis zum Parkeingang und wanderten von 4300m bis zum oberstem Refugio, der Schutzhütte für Gipfelbesteiger auf 5050m und von da aus noch mal 150m nach oben zur Schneegrenze.


Hier merkte ich schon, wie verdammt dünn die Luft da oben ist. Aber wir schafften es und ich konnte meinen ersten Schneemann ⛄️ fast direkt auf dem Äquator bauen 😉


Von Riobamba ging es weiter in nördlicher Richtung und der Kreis meiner Ecuadorrundreise schloss sich sozusagen mit einem erneuten Stopp in Latacunga. Hier traf ich mich ja bereits mit Luise und Toni aus Manchester für unsere Wanderung des Quilotoa Loops, aber diesmal stoppte ich, um mir den Nationalpark Cotopaxi anzuschauen.

Obwohl einem im Hostel gesagt wird, dass man ohne Führer den NP nicht betreten kann, habe ich es trotzdem auf eigene Faust probiert, um mir das Geld zu sparen. Mit dem Bus ging es bis zur Autobahnausfahrt, um von da aus zu Fuß an den Caminoetas zu laufen, um dann eines der vielen vorbeifahrenden privaten Autos zu stoppen. Kurz angefragt, ob man mitfahren kann und schon ging es hinten auf dem Pickup hitchhikend zum Parkeingang. So betrachtet braucht man keinen Guide, man braucht eigentlich nur einen Mitfahrgelegenheit. 😉 Die Fahrer/Guides hätten locker 30$ gekostet.

Auf diese Art lernte ich eine ganz liebe Familie aus Quito kennen, die mich nicht nur zum Parkeingang mitnahm, sondern auch den ganzen Tag durch den Park fuhr. Der Sohn hatte die Möglichkeit, sein Englisch zu üben und ich habe mein Spanisch weiter anwenden können. Zusammen fuhren wir bis auf 4650m auf den Vulkan um dann die letzten 150m zu Fuß zum Refugio, um dort durch Vulkanasche zu wandern. Höher geht es zur Zeit nicht, da die Gipfelbesteigung wegen Aktivität vorübergehend gesperrt ist. Ohne Guide würde ich auch nicht auf über 5800m klettern. Der Cotopaxi ist ein Prachtstück an Vulkan, wie er im Buche steht und einem Ehrfurcht vor der Natur lehrt.


Am nächsten Tag traf ich wieder auf José, der mittlerweile von Cuenca aus ankam und mit dem ich wieder in den Park per Anhalter fuhr, um den 4630m hohen Rumiñahui Vulkan im Nationalpark Cotopaxi zu besteigen. Die Route dafür fand ich im Netz und es war eine anstrengend, aber wunderschöne Tour. Cotopaxi hatte man immer im Rücken und das Wetter hat super mitspielte – 6,5 Stunden bestes Höhentrainingslager. 💪

Von Latacunga ging es dann zurück nach Quito um am Folgetag meinen reservierten Mietwagen abzuholen. Mit meinem Chevrolet Spark mit einer Ein-Liter-Maschine und wahrscheinlich gerade mal 55PS fuhr ich dann in knapp fünf Stunden die 275km bis zur Grenze nach Kolumbien, um meinen illegalen Aufenthaltsstatus zu beenden. Fix ausgereist und auf kolumbianischer Seite den Stempel geholt, zurück auf die ecuadorianische Seite und legal wieder eingereist. Relativ problemlos und wenn man das alles weiß, auch sicherlich kein Problem.


Die Grenze ist relativ locker und wenn man nicht proaktiv in die Migracion geht, kann man einfach auf der anderen Seite landen, ohne Stempel im Pass. Früh um 9 ging’s los und abends um 11 war ich zurück in Quito. Eine anstrengende, aber landschaftlich abwechslungsreiche und richtig schöne Ausfahrt durch den Norden Ecuadors. Mein kleiner Spark hat es auch locker über die 4000m hohen Pässe geschafft, auch wenn ich ihn teilweise ganz schön treten musste 🙈

Damit geht meine Zeit in Ecuador auch zu Ende. Knapp über vier Wochen in einem landschaftlich so abwechslungsreichen Land, wie ich es zuvor noch nicht gesehen habe. Leider habe ich nicht die Zeit gehabt, mir noch den Amazonas anzuschauen, aber den hebe ich mir für weiter südlich auf. Es ist schon wirklich beeindruckend, wie man in einem Land innerhalb weniger Stunden Fahrt aus den hohen Anden an die Pazifikküste kommt oder andersrum im tropischen Regenwald des Amazonas landet oder die Schönheit der Galapagos in wenigen Flugstunden erreicht.


Ecuador hat sich mit seinen freundlichen und hilfsbereiten Menschen immer von seiner besten Seite gezeigt und ich kann mir definitiv vorstellen, wieder zu kommen und die vielen verbleibenden Ecken anzuschauen.

Vielen Dank für die tolle Zeit und Hasta Luego Ecuador!